Die Bilderberg-Konferenz
![]() Die Teilnahme an der Konferenz ist abhängig von einer Einladung durch den Vorsitzenden und die beiden ehrenamtlichen Generalsekretäre, die nach Beratung und Empfehlung des Lenkungsausschusses erfolgt. Die Teilnehmer werden nach Bekanntgabe der offiziellen Organisatoren so ausgewählt, dass eine wohlinformierte, ausgeglichene Diskussion über die vorgegebenen Tagesordnungspunkte sichergestellt werde.Die meisten Teilnehmer kommen aus NATO-Staaten; seit 1989 nehmen zunehmend Personen aus anderen Staaten an den Konferenzen teil. Die Tagesordnungspunkte (etwa als TOP-Liste) sowie die Teilnehmerlisten werden erst nach einem Treffen den internationalen Presseagenturen zugänglich gemacht. Eventuelle Einigungen werden nicht veröffentlicht.Zum ersten Mal wurde die Konferenz im Mai 1954 auf Einladung von Prinz Bernhard der Niederlande in dessen Hotel de Bilderberg in Oosterbeek, Niederlande veranstaltet.[1] Bei der Bilderberg-Gruppe (international auch als Bilderberg-Club bekannt) handelt es sich um keine formelle Organisation. Es existieren, soweit bekannt, weder ein Status der Mitgliedschaft noch ein Gründungsvertrag. Der Name Bilderberg wurde vom ersten Tagungsort übernommen. Dieses erste Treffen hochgestellter Persönlichkeiten erwuchs aus der Befürchtung, dass Westeuropa und Nordamerika möglicherweise nicht so eng zusammenarbeiten würden, wie es die ernsten Probleme, mit denen sich die Staaten zu diesem Zeitpunkt konfrontiert sahen, erforderlich zu machen schienen.
Nach jeder Konferenz bekommt jeder Teilnehmer sowie alle, die früher an einer Bilderberg-Konferenz teilgenommen haben, ein Protokoll des Treffens zugesandt. Diese Protokolle sind keine Wortprotokolle, sondern nur Zusammenfassungen der Besprechungen, in denen Aussagen niemals einem bestimmten Teilnehmer, sondern immer nur dessen Herkunftsland zugeordnet werden. Seit 1963 erhalten die Teilnehmer zusätzlich eine erläuternde Schrift, um das Bild einer solchen Konferenz zu vervollständigen. Diese Papiere sind besonders vertraulich zu behandeln (Offizielle Erklärung). Die Bilderberg-Treffen finden üblicherweise in hochklassigen Hotels statt. Willy Claes, ehemaliger NATO-Generalsekretär und zweimaliger Teilnehmer an der Bilderberg-Konferenz, bestätigte dieses Prozedere in einem Interview auf dem belgischen Sender Radio 1 (VRT): Die Konferenzteilnehmer erhalten demnach zu einem bestimmten Thema je zehn Minuten Zeit für einen Vortrag, wobei eine spezifische Sitzung von einem Rapporteur begonnen wird, gefolgt von Beiträgen der anderen Teilnehmer. Das Bilderberg Steering Committee übermittelt die Diskussionsergebnisse in Form von Synthesen an alle Teilnehmer, die im Laufe des folgenden Jahres die in den Synthesen ausgegebenen Strategien im jeweiligen politischen, unternehmerischen oder anderen Umfeld in ihren Heimatländern implementieren sollen.[2]
Leitung,
Organe 1954 bis 1976 hatte Prinz Bernhard der Niederlande den Vorsitz inne, obwohl er in der Öffentlichkeit wegen verschiedener Skandale umstritten war (siehe auch: Bilderberg-Konferenz - Entstehungsgeschichte). 1976 bis 1980 trat seine Nachfolge der frühere britische Premierminister Alec Douglas-Home an. Bei der Bilderberg-Konferenz 1980 übergab Lord Home den Vorsitz an Walter Scheel, den früheren Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland.[3] 1985 übernahm Lord Roll of Ipsden, einer der früheren Präsidenten des Bankhauses S.G. Warburg, den Vorsitz. 1989 übergab Lord Roll während der Konferenz den Vorsitz an Peter Carington, 6. Baron Carrington, den früheren Generalsekretär der NATO. Dieser hatte den Posten für 10 Jahre inne. 1999 übernahm Victor Halberstadt, Professor am Lehrstuhl für Ökonomie an der Universität Leiden, für ein Jahr den Vorsitz und übergab ihn dann an Étienne Davignon, ein früheres Mitglied der Europäischen Kommission.[4] Der Vorsitzende wird in seiner Arbeit durch zwei ehrenamtliche Generalsekretäre unterstützt, nämlich einen für Europa und Kanada sowie einen für die USA. Dementsprechend bestehen Sekretariate in Leiden und New York. Weiter gibt es einen ehrenamtlichen "Leiter für Finanzen". 1956 wurde überdies ein achtköpfiger Lenkungsausschuss (Steering Committee) eingesetzt. Lenkungsausschussmitglieder können jeder Konferenz und jedem sonstigen Treffen beiwohnen. Beim Steering Committee handelt es sich nicht um einen gewählten Ausschuss. Die Mitglieder werden vom Vorsitzenden der Konferenz ernannt und, nach Rücksprache mit diesen Mitgliedern, werden die Teilnehmer auf der jeweils kommenden Konferenz ausgewählt. Zwischen den jährlichen großen Bilderberg-Konferenzen finden nur zu wichtigen Anlässen weitere Zusammenkünfte des Steering Committees statt. 1959
kam schließlich ein Beratungsgremium (Advisory Group) hinzu. Wie
verlautbart, trifft es sich dann, „wenn für notwendig empfunden”,
in den ersten Dekaden meist im Soestdijk Palace, dem Stammsitz von Prinz
Bernhard der Niederlande. Teilnahme Seit 1954 besuchten die Konferenz ca. 2.500 Personen. Sie kamen aus etwa 28 Staaten und gehörten etwa 15 Internationalen Organisationen an. Seit 1972 nehmen auch Frauen an den Veranstaltungen teil. Alle Beteiligten nehmen an den Konferenzen ausschließlich als Privatpersonen und nicht in ihrer offiziellen Position teil, obgleich ihre Stellung im öffentlichen Leben eine entscheidende Rolle bei diesen Kooptationen spielen kann.[5] Zum engsten Kreis der Teilnehmer gehören seit Beginn die englischen und belgischen Königshäuser, Bankiers sowie die politischen und militärischen Strategen des nordatlantischen Bündnisses. Als aktivste Teilnehmer gelten Giovanni Agnelli (Fiat) und David Rockefeller (Chase Manhattan Bank), welche jeweils bei ca. 20 Bilderberg-Konferenzen anwesend waren und auch der Advisory Group angehörten. Eine starke Stellung auf den Treffen genießt ferner der ehemalige US-Minister Henry Kissinger. Zu den deutschen Teilnehmern zählt zum Beispiel Jürgen Schrempp.[6][7] Von Seiten Deutschlands sind im Steering Committee seit den 60er Jahren stets ein Vertreter der Deutschen Bank, (Hilmar Kopper und Josef Ackermann) sowie ein Vertreter der Wochenzeitung Die Zeit (Helmut Schmidt und Christoph Bertram) anwesend. Als regulärer Konferenzteilnehmer war Bundeskanzler Helmut Schmidt im Jahr 1977 bei der Konferenz in Torquay und 1980 in Aachen anwesend.[8] 2005 war die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Gast, im Jahr 2006 der SPÖ-Vorsitzende und spätere österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer. 2007 in Istanbul nahm Guido Westerwelle von der FDP teil.[1] Laut inoffizieller Teilnehmerliste nahmen in diesem Jahr neben dem damaligen FDP-Vorsitzenden der US-Diplomat und Investmentbanker Richard C. Holbrooke, der frühere amerikanische Außenminister Henry Kissinger, der französische Außenminister Bernard Kouchner, der damalige DaimlerChrysler-Chef Jürgen E. Schrempp sowie die Milliardäre David Rockefeller, George Soros und Jacob Wallenberg teil. Ebenso waren der damalige Post AG-Chef Klaus Zumwinkel sowie die Vorstandsvorsitzenden von Siemens, Goldman Sachs, Coca-Cola und Royal Dutch Shell bei dieser Konferenz.[1] Im Jahr 2008 waren aus Deutschland u. a. das Gründungsmitglied des European Council on Foreign Relations und früherer deutscher Außenminister Joschka Fischer von der Partei der Grünen sowie der damalige außenpolitische Sprecher der CDU/CSU und jetzige Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, Eckart von Klaeden als Teilnehmer anwesend.[1] 2009 war unter anderen der dort amtierende österreichische Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) Teilnehmer. Die österreichische Partei BZÖ plant eine parlamentarische Anfrage über Details zu den Inhalten der Konferenz, sowie die Motivation und Finanzierung von Herrn Faymanns Konferenz-Teilnahme [9][10], ebenso die FPÖ[11]. Neben dem deutschen Verleger Hubert Burda nehmen der Springer-Vorstand Mathias Döpfner, Vertreter der Financial Times und andere Zeitungs-Mogule an den Bilderberger Konferenzen teil.[1] 2010 nahmen
u.a. teil: José Luis Rodríguez Zapatero, Josef Ackermann,
Bill Gates, Richard Holbrooke, Ex-Außenminister der USA Henry Kissinger,
Dieter Zetsche, Heinz Fischer, Peter Löscher, Thomas Enders, Olaf
Scholz. Die vollständige Liste ist einsehbar unter: http://www.bilderbergmeetings.org/participants_2010.html Konferenzorte Bis Mitte der 1960er Jahre waren die Treffen der Bilderberg-Gruppe weltweit weitestgehend unbekannt. Von 1954 bis 2009 fanden 57 Konferenzen statt. Bis 1957 wurden zwei Treffen pro Jahr abgehalten, heute nur noch eines. 1960 wurde der Name von Bilderberg-Gruppe zu Bilderberg-Konferenz geändert. Jede vierte Konferenz findet in Nordamerika statt, um den amerikanischen und kanadischen Teilnehmern entgegen zu kommen. Die letzten Konferenzen fanden in Frankreich (2003, Versailles), Italien (2004, Stresa), Deutschland (2005, Rottach-Egern), Kanada (2006, Ottawa), Türkei (2007, Istanbul), USA (2008, Chantilly (Virginia)), Griechenland (2009, Athen) sowie in Spanien (2010, Sitges) statt. [12] Die diesjährige Bilderberg-Konferenz (2011) fand zwischen dem 9. und 12. Juni in St.Moritz statt.[13] Siehe auch: Liste der Bilderberg-Konferenzen
Die
Kosten für die jeweilige Bilderberg-Konferenz werden vom gastgebenden
Land getragen, die Anreise von jedem Teilnehmer selbst, ebenso die Verpflegung.
Private Stiftungen, welche der Gruppe zur Verfügung gestellt werden,
erleichtern die jährlichen Planungen erheblich. Allerdings haben
sich etliche bundesdeutsche Politiker die ihnen entstandenen Kosten über
ihr Landes- bzw. das Bundes-Parlament finanzieren lassen[14], in einigen
Fällen wurden auch Studienreisen inoffiziell angeschlossen und über
Steuergelder abgerechnet. Entstehungsgeschichte
Nach dem Krieg legte Retinger während einer Konferenz im Chatham House seine Position hinsichtlich einer europäischen Einigung dar: „The end of the period during which the white man spread his activities over the whole globe saw the Continent itself undergoing a process of internal disruption.“ Zu diesem Zeitpunkt war Retinger Generalsekretär der unter der Leitung des belgischen Premierministers Paul van Zeeland stehenden Economic League for European Cooperation (ELEC), aus der später die Europäische Bewegung hervorging. Bald nach seiner Londoner Rede machte er die Bekanntschaft von W. Averell Harriman, dem amerikanischen Botschafter in Großbritannien, der ihm einen USA-Aufenthalt arrangierte, bei dem Retinger für die Unterstützung der dortigen Regierung für die ELEC werben wollte. Unter anderem nahm Retinger in den USA Kontakt mit Adolf Berle Jr. und John Foster Dulles auf. In der Folge erhielt die Europäische Bewegung beträchtliche finanzielle Zuwendungen sowohl von Seiten der US-Regierung/CIA als auch aus privaten Quellen über das American Committee for a United Europe (ACUE) und anderen Institutionen. 1952 legte Retinger sein Amt als Generalsekretär der Europäischen Bewegung nieder und begann verstärkt inoffizielle und vertrauliche Zusammenkünfte zwischen europäischen und US-Politikern und Wirtschaftsführern zu fördern. Besonders sollten diese Gespräche die aufkeimenden Spannungen zwischen den europäischen Staaten und den USA beseitigen. Er konsultierte den ehemaligen belgischen Premierminister Paul van Zeeland, der zu diesem Zeitpunkt Präsident des OEEC war, sowie Paul Rykens, den damaligen Vorsitzenden der Unilever und vormaligen Berater der in London exilierten niederländischen Regierung und entwarf mit ihnen Pläne für eine wiederkehrende Konferenz. Als Vorsitzenden und Symbolfigur für diesen transatlantischen Dialog gewann Retinger Prinz Bernhard der Niederlande. Die Idee für die neue Gesprächsplattform war es, jeweils zwei Personen aus den bedeutenderen europäischen Staaten zu finden, um so den konservativen und liberalen Blickwinkel offen zu legen. Durch Bernhards Stellung und Retingers Verbindungen waren in kurzer Zeit zehn Personen gefunden:
Worin die Vorbehalte der europäischen Staaten gegenüber den USA bestanden, wurde auf der ersten Konferenz der europäischen Kerngruppe am 25. September 1952 erörtert. Eine Zusammenfassung sollte den Amerikanern überbracht werden. Auf vertraulichem Wege gelangte das Papier in die Vereinigten Staaten, wo jedoch die Präsidentschaftswahlen des Jahres 1952 in vollem Gange waren. Für die Belange Prinz Bernhards war in dieser hektischen Situation kein Raum, so dass ein erneuter Versuch für die Zeit nach den Wahlen sinnvoll erschien. Aber erneut wurde die Idee zurückgewiesen, ehe sich Bernhard an Walter Bedell Smith wandte. Smith war zu diesem Zeitpunkt Direktor der CIA. Dieser informierte seinerseits C. D. Jackson (Special Assistant to the President) über die Angelegenheit. In Zusammenarbeit mit John S. Coleman und dem Committee for a National Trade Policy wurde ein Antwortschreiben formuliert. Weitere Personen wurden mit einbezogen, so Joseph E. Johnson (Carnegie Endowment for International Peace), Dean Rusk (Direktor der Rockefeller Foundation) sowie David Rockefeller und H. J. Heinz II.. Dennoch dauerte es noch bis 1954, ehe alle organisatorischen Fragen geregelt werden konnten. Max Brauer und Rudolf Mueller übernahmen die Aufgabe, für Deutschland sieben Personen für die Teilnahme an der „vertraulichen Tagung” zu benennen. Anfang Mai 1954 wurden die personellen Fragen gelöst. Am Nachmittag des 28. Mai trafen sich die Mitglieder der Gruppe im niederländischen Soestdijk Palace zu letzten abschließenden Besprechungen. Am folgenden Morgen um 10 Uhr wurde die erste Konferenz im Hotel de Bilderberg durch Prinz Bernhard eröffnet. Auf der Tagungsordnung des Treffens wurden die Standpunkte gegenüber „dem Kommunismus und der Sowjetunion“, „den Kolonien und ihren Bevölkerungen“, „den Wirtschaftspolitiken und ihren Problemen“ sowie „die europäische Integration und die Europäische Verteidigungsgemeinschaft“ thematisiert. Es ging dabei nicht um eine „Lösung“ der Fragen, sondern um einen Austausch der jeweiligen Standpunkte. Obgleich die Themen für die Tagung vorgegeben waren, kamen die Europäer während der Konferenz doch immer wieder auf die anti-kommunistische Kampagne von Senator Joseph McCarthy zu sprechen. Einige sahen in seinem Eifer die Gefahr, dass die USA sich zu einer Diktatur entwickle, was von den US-Vertretern aber zurückgewiesen wurde. „Offensichtlich“, so Retinger, müssen die Teilnehmer an den jährlich stattfindenden Bilderberg-Konferenzen „einflussreich und allgemein respektiert sein sowie über Spezialwissen oder reichlich Erfahrung“ verfügen, um durch ihre „persönlichen Kontakte und ihren Einfluss in nationalen wie internationalen Kreisen den von Bilderberg gesetzten Zielen“ genügen zu können. Die Teilnehmer sollten von großer Offenheit sein, keine offensichtlich nationalen Überzeugungen vertreten und nicht mit Vorurteilen belastet sein, sowie die westlichen kulturellen und ethischen Werte teilen, um so dem Ziel, so viele Personen wie möglich aus den verschiedensten Kreisen zu erreichen, entsprechen zu können. Die Organisatoren achten darauf, parteipolitisches Gleichgewicht zu halten, denn „es kann nicht schaden, wenn Kontroversen auch im Rahmen […] [dieser] Konferenz polar ausgetragen werden“. Für die jeweilige Zusammensetzung jedes Treffens, so Retinger, wird ein Gleichgewicht angestrebt, welches so gut wie möglich die vorherrschende Meinung des jeweiligen Landes zu den vorgegebenen Themen widerspiegelt. Das ehemalige Mitglied des Steering Committees, George McGhee, sagte dem Biographen von Prinz Bernhard über die Kompetenzen der Teilnehmer der Bilderberg-Konferenzen: Ich glaube, sie können sagen, dass die Römischen Verträge, welche den Gemeinsamen Markt einleiteten, auf diesen Tagungen geboren wurden. Prinz
Bernhard der Niederlande führte bis zur Aufdeckung seiner Verwicklung
in den Lockheed-Bestechungsskandal den Vorsitz. Wie alle Bilderberg-Aktivitäten,
wurde auch Bernhards Verstrickung äußerst diskret gehandhabt,
so dass das für den 22. bis 25. April 1976 angesetzte Treffen in
Hot Springs, Virginia, abgesagt wurde, um der öffentlichen Aufmerksamkeit
wegen seiner langjährigen Funktion zu entgehen. Prinz Bernhard legte
schließlich im August desselben Jahres sein Amt nieder. Im April
1977 wurden dann die informellen Konferenzen unter dem Vorsitz von Alec
Douglas-Home wieder aufgenommen sowie unter mehrfach geändertem Vorsitz
bis zum heutigen Tag fortgeführt. Einordnung
Der Münchener Mediensoziologe und Publizist Rudolf Stumberger hat kein Verständnis dafür, dass verantwortliche Redakteure etwa der Wochenzeitung Die Zeit schon über viele Jahre eng mit den Bilderbergern verflochten sind und dennoch wie alle anderen teilnehmenden Journalisten nie auch nur eine Zeile über die Konferenzen berichten. Er geht davon aus, dass es hier um persönliche Eitelkeiten geht. Und dass manche Journalisten sich weniger als Berichterstatter und Chronisten sehen, sondern als Player und Gestalter.[1] Auswirkungen [Bearbeiten]Aufgrund des rechtlich informellen Charakters des Treffens können keine ausführbaren Beschlüsse getroffen werden. Durch die Diskussionen soll jedoch ein Konsens über eine gemeinsame Denk- und Handlungslinie erreicht werden [17]. Um den Einfluss der Treffen ranken sich zahlreiche Verschwörungstheorien (siehe unten), nur wenige Auswirkungen sind tatsächlich belegbar bekannt: Die
Trilaterale Kommission wurde auf Anraten Rockefellers bei einer Bilderberg-Konferenz
gegründet. Die Einführung des Euro geht nach Angaben des belgischen
Unternehmers und Ehrenvorsitzenden Etienne Davignon auf eine Bilderberg-Konferenz
zurück. Bei der Gestaltung der Römischen Verträge zur Gründung
der EWG kam nach Angaben des ehemaligen US-Botschafters in Berlin, John
McGhee, den Bilderberg-Konferenzen eine "wichtige Rolle" zu.[18]. Geheimhaltung
Auch das Weltwirtschaftsforum in Davos, die Atlantikbrücke, die Münchner Sicherheitskonferenz oder die Treffen der Trilateralen Kommission sind so genannte "privat" organisierte Treffen.[20]. Rudolf Stumberger (s. o.) wundert sich über diese Auffassung von "privaten Treffen", bei denen praktisch kein Blatt Papier mehr zwischen die Welt der Wirtschaft und derjenigen der Politik passt. Er ordnet die praktizierte Geheimhaltung anders ein: Tendenzen der Re-Feudalisierung. Das heißt, dass neben den offiziellen, demokratischen Strukturen die inoffiziellen Strukturen zunehmend wieder an Gewicht gewinnen. Und diese Eliten, diese selbst ernannten Eliten, die oben sitzen, die schotten sich zunehmend ab.[1] Eckart von Klaeden (s. o.): Auf der Konferenz können Sie ungehindert und offen über aktuelle Probleme der Weltpolitik und -wirtschaft diskutieren. Daher ist die Tagung auch vertraulich und findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Dies ist die Vereinbarung unter allen Teilnehmern, die ich nicht brechen werde. ... Meine Teilnahme ist kein Privatvergnügen. (Die Reisekosten bezahlt der Deutsche Bundestag).[1][21] Hans-Jürgen
Krysmanski[22], Anhänger der Power Structure Research (sozialwissenschaftlichen
Forschung, die den Blick von unten nach oben richtet), Soziologe und Autor
u.?a. der Studien Wem gehört die EU? [23] sowie Hirten & Wölfe
- wie Geld- und Machteliten sich die Welt aneignen[24], ordnet die Bilderberger
in die übrigen Begegnungen der Reichen und Mächtigen ein: Über
Hartz-IV-Empfänger weiß man so ziemlich alles, dafür sorgen
schon die Kontrolle der Ämter und eine begleitende Sozialforschung.
... Über die Reichen und Mächtigen dagegen weiß man nahezu
gar nichts. Dabei seien diese es, die wirklich die Macht in den Händen
halten: ... Macht hat auch etwas mit dieser Geld-Macht-Dimension zu tun
und insofern können Politiker auch gar nicht die Ebene darüber,
die Finanzeliten etwa, kontrollieren. Das hat Herr Tietmeyer ja schon
1996 sehr deutlich gesagt, die Politiker machten sich gar keine Vorstellungen
davon, wie sehr sie von den Finanzmärkten abhängig sind.[1] Verschwörungstheorien Der deutsche Autor Andreas von Rétyi spekuliert darüber, ob sie hinter den Morden an Alfred Herrhausen und Olof Palme stecken würden, die sich angeblich gegen sie gestellt hätten. Auch schreibt er den Bilderbergern die Verantwortung für eine ganze Reihe einschneidender Ereignisse der Nachkriegsgeschichte zu, wie etwa: Die Ölkrise 1973, mit der angeblich Währung und Wirtschaft der USA
gestützt werden sollten. Die künstliche Verknappung des Rohöls
soll auf der Konferenz von 1973 in Saltsjöbaden beschlossen worden
sein.[26] Für die rechtsextreme amerikanische Zeitschrift The Spotlight war im Mai 1993 die Tatsache, dass von den Treffen der Bilderberger trotz der hohen Prominenz der Teilnehmer nichts veröffentlicht wird, Anlass, über ihre Macht auch über die Medien zu spekulieren: „Die Bilderberger sind zu mächtig und zu allgegenwärtig, als dass man öffentlich über sie berichten könnte”.[27] Der belgische Soziologe Geoffrey Geuens von der Université de Liège widmete den Bilderbergern ebenfalls ein Kapitel in einem seiner Bücher. Obwohl Geuens die zwanghafte Geheimhaltung der Bilderberger missbilligt, schließt er sich keiner Verschwörungstheorie an. Er benutzt das Beispiel der Bilderberger, um aufzuzeigen, wie Macht funktioniert und welche engen Beziehungen zwischen Politik, Wirtschaft und den Medien bestehen.[6] Ron Paul, Kandidat der US-Präsidentschaftswahl 2008, äußerte im Juni 2007 unter anderem gegenüber Alex Jones den Wunsch, dass die Teilnahme von Gouverneur Rick Perry an der Konferenz in Istanbul wegen einer möglichen Verletzung des Logan Acts untersucht werden möge. Dadurch, dass Perry keine Autorisierung zum Beiwohnen eines Bilderbergtreffens durch den US-Kongress, die Regierung oder das amerikanische Volk erhalten habe, sehe er Anzeichen dafür, dass Perry in eine internationale Verschwörung verwickelt sei. [28] Der Hamburger Historiker Bernd Greiner, Bereichsleiter am Hamburger Institut für Sozialforschung und Experte für den Kalten Krieg, entgegnet dazu: Wir haben es mit einer, Luhmann würde sagen, funktionalen Ausdifferenzierung von Staatlichkeit zu tun. Und wir sind weit davon entfernt, diese Zuständigkeiten so gebündelt zu sehen, wie es bisweilen unterstellt wird. Es gibt dieses eine, steuernde Zentrum weder in der Ökonomie noch in der Politik. Die Ratlosigkeit der Politik angesichts einer Krise wie Griechenland oder die verminderten Interventionspotenziale spiegeln genau das Problem.[1] Im August 2010 wurden nach einer Meldung von AFP zwei Kommentare von Fidel Castro veröffentlicht, nach denen die Jugend der Welt aufgrund der Verschwörung einer Weltregierung einem atomaren Holocaust geopfert werden solle. Hinter dieser Weltregierung stehe die Bilderberg-Konferenz. Castro beruft sich dabei auf das Buch eines russischen Journalisten namens Daniel Estulin: Die wahre Geschichte der Bilderberger.[29][30] Trilaterale
Kommission[31]
Quelle: Wikipedia |