Im Westen grenzt Gesundbrunnen an den Ortsteil Wedding, im Norden an die Bezirke Reinickendorf und Pankow mit dessen – im Osten gelegenen – Ortsteil Prenzlauer Berg. Im Süden liegt der Ortsteil Mitte des gleichnamigen Bezirks Mitte. Eine der Hauptverkehrsachsen sind die Bad- und Brunnenstraße, die den Ortsteil von Nord nach Süd durchqueren. Im Süden endet der Gesundbrunnen an der Bernauer Straße und im Norden und Osten an der Linie Louise-Schroeder-Platz – Reginhardstraße – Ritterlandweg – Provinzstraße – Kühnemannstraße – S-Bahn-Trasse (Nordbahn) – Mauerpark. Der südöstliche Teil wird „Brunnenviertel“ genannt. Wichtigste Station des öffentlichen Personennah- und Fernverkehrs im Ortsteil ist der Umsteigebahnhof Gesundbrunnen. Durch Gesundbrunnen fließt die Panke. Geschichte und Entwicklung
Die
Ortsansässigen sagen „ich wohne am Gesundbrunnen“, oder
„in“ oder „im Gesundbrunnen“. Im Berliner Volksmund
wird der Gesundbrunnen auch liebevoll Plumpe (abgeleitet von der Berliner
Bezeichnung für Wasserpumpe) genannt, auch wenn diese Bezeichnung
nur noch von den alteingesessenen Bewohnern benutzt wird. Der Gesundbrunnen
gilt wegen der kulturellen Entwicklung als zweite Keimzelle des ehemaligen
Bezirks Wedding. Ursprung
und erste Besiedlung Erst um 1600 sind Informationen zu finden, die vom Vorwerk Wedding handeln. Im Gebiet des Gesundbrunnen ging es um Acker- und Wiesengrundstücke, sowie um „Schäferei- und Meiereigerechtigkeiten“. Möglicherweise war die Bewirtschaftung des Areals mit dem Amt Mühlenhof verbunden. Dieses war zuständig, den gesamten Bedarf der Hofhaltung mit Holz und Lebensmitteln zu versorgen. Mit der zunehmenden Erweiterung des Hofstaates war auch eine Erweiterung der landesherrlichen Bewirtschaftungen notwendig.
Behm begann im Laufe des Jahres 1758 mit der Anlage des Gesundbrunnens. Im Jahr 1760 gab er eine kleine Werbeschrift mit dem Titel Vorläufige Nachricht von dem Gesundbrunnen heraus. Die Heilquelle, die jährlich das Wasser zu mehr als 1000 Wannenbädern gab, wurde in Backstein eingefasst, dazu ein sechseckiges Brunnenhäuschen mit großen Rundbogenfenstern errichtet. Darum gruppierten sich ausgedehnte Gartenanlagen, Bade- und Trinkhäuser. 40 Kurgäste konnten in den Logierhäuschen nächtigen und Linderung für chronische und rheumatische Krankheiten und Augenleiden erhalten. Der König selbst logierte hier mit seinem Gefolge, wenn er zur Inspektion der nahe gelegenen Artillerieübungsplätze kam. 1799 besuchte Königin Luise das Heilbad und gestattete fortan das Bad nach ihrem Namen Luisenbad zu benennen. So entwickelte sich die Gegend um den Friedrichs-Gesundbrunnen durch private Initiative zur zweiten Siedlungswurzel des Wedding. 1805 leben auf dem Gesundbrunnen 105 Menschen in 23 Haushalten. Der Galgen für öffentliche Hinrichtungen am Gartenplatz wurde erst im Juni 1842 abgerissen.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckten auch die Schankwirte die Beliebtheit der Quelle als Ausflugsort der Berliner Stadtbevölkerung. An der Badstraße entstanden im Laufe der Zeit viele Biergärten und Ausflugslokale. In dieser Zeit hielten auch das Glücksspiel und die Prostitution im Gesundbrunnen Einzug. Er wandelte sich damit zu einem Vergnügungsviertel. 1861 erfolgte die Eingemeindung nach Berlin. Zusammen mit dem Wedding bildete Gesundbrunnen fortan den Bezirk Wedding und Gesundbrunnen. Zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Gesundbrunnen durch die anhaltende Landflucht in einen Arbeiterbezirk. Dicht gedrängt lebten die Arbeiter in sogenannten „Mietskasernen“. Die schlimmsten Auswucherungen dieses städtischen Molochs entstanden in Meyers Hof (Ackerstraße 132). Diese Mietskaserne gilt immer noch als einzigartiges Beispiel für extrem komprimierte und spekulative Bebauung. 1900 wurde der neue Umsteigebahnhof Gesundbrunnen am heutigen Standort bereits als Fern-, Ring- und Vorortbahnhof mit einem stattlichen Empfangsgebäude und der damals längsten gedeckten und verglasten Fußgängerbrücke im Gewächshausstil errichtet, nachdem die Trasse der Berlin-Stettiner Eisenbahn in die der Ringbahn verschwenkt worden war. Zur Überbrückung der Bahntrasse im Verlauf der Swinemünder Straße wurde von 1902 bis 1905 die Swinemünder Brücke – im Berliner Volksmund „Millionenbrücke“ genannt – als hängende Stahl-Fachwerkkonstruktion an zwei Pylonen errichtet. Der Name geht auf die Höhe der seinerzeitigen Baukosten von rund einer Million Goldmark zurück. Nachdem 1930 auch die U-Bahn Linie D („GN-Bahn“, Gesundbrunnen-Neukölln, heutige Linie U8) fertiggestellt war, entwickelte sich der Bahnhof schnell zum verkehrsreichsten Umsteigebahnhof im Berliner S-Bahnnetz.
Gedenkstein zum sogenannten „Blutmai“ auf der Walter-Röber-Brücke (Wiesenstraße) über die Panke. Ursprünglicher Standort war die Kössliner StraßeZur Zeit der Weimarer Republik war der Wedding auch eine Hochburg der Arbeiterparteien und als „Roter Wedding“ bekannt. Am 1. Mai 1929 kam es zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Polizei und Demonstranten, der als „Blutmai“ bekannt ist. An der Wiesen- Ecke Uferstraße kamen 19 Menschen ums Leben (Gedenkstein an der Stelle). Aus dem Ortsteil stammt der Fußballclub Hertha BSC. Hier an der Behmstraße bezog er 1904 seinen ersten festen Platz mit Vereinsheim, der bereits 1900 hier eingerichtet worden war. Im Jahr 1923 wurden dann auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Stadion am Gesundbrunnen (im Volksmund abgeleitet vom Ortsteil auch „Plumpe“ genannt) erbaut. Hier feierte Hertha seine beiden deutschen Meisterschaften 1930 und 1931. Die Spielstätte bot 35.239 Zuschauern Platz. Nachdem das Stadion im April 1945 durch Bombentreffer schwer beschädigt worden war, wurde es später abgerissen. An seiner Stelle entstand auf dem Gelände zwischen Behmstraße, Swinemünder Straße, Bahntrasse und Berliner Mauer in den 1960er und 1970er Jahren eine der wenigen West-Berliner Plattenbausiedlungen mit Waschbetonfassaden.
Die Luftangriffe und Bodenkämpfe des Zweiten Weltkriegs zerstörten fast alle Kirchen von Gesundbrunnen, zahlreiche Häuser und Straßen und kosteten vielen Menschen das Leben. Nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 herrschten in ganz Berlin bis Ende Juni 1945 die Soldaten der Roten Armee. In der ersten Zeit geschahen zahlreiche Übergriffe, Plünderungen sowie unzählige Vergewaltigungen. Entwicklung
nach 1945 Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Badstraße eine der größten und bekanntesten Berliner Einkaufsstraßen. Außerdem gab es am Gesundbrunnen die Lichtburg, seinerzeit das größte Kino Berlins, das zusammen mit der Wohnanlage Atlantic in den 1930er Jahren von Rudolf Fränkel erbaut worden war. In den Jahren vor dem Mauerbau war diese Einkaufsstraße für viele Berliner aus Ost-Berlin interessant, weil sie nur eine Station mit der S-Bahn vom Bahnhof Schönhauser Allee entfernt ist. Mit den Vorortzügen aus dem Berliner Umland an den Gesundbrunnen leicht zu erreichen, wurden landwirtschaftliche Produkte auf dem Bahnhofsvorplatz oder dem gegenüberliegenden Blochplatz verkauft. Dadurch wird Gesundbrunnen oftmals mit dem Bahnhof und seinem unmittelbaren Umfeld gleichgesetzt. Mit dem Mauerbau im Jahr 1961 riss der Besucherstrom abrupt ab. Gesundbrunnen war nun durch die Mauer abgeschottet von seinen östlich und südlich gelegenen Nachbarbezirken. Viele Wohnungen hatten einen schlechten Ausstattungsstandard und waren preiswert. Ab 1961 warben deutsche Unternehmen auf der Grundlage des Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und der Türkei 678.702 Männer und 146.681 Frauen, also insgesamt 825.383 Menschen, als türkische Gastarbeiter an. Einige davon fanden ihr neues Zuhause in Gesundbrunnen. So erklärt sich der noch heute relativ hohe Anteil ausländischer Mitbürger in diesem Ortsteil. Die heutige U-Bahn-Linie 8, die von 1930 bis 1977 am Gesundbrunnen ihre nördliche Endstation hatte, wurde seit 1977 durch die ergänzten Stationen Pankstraße (gleichzeitig zum Atombunker ausgebaut) und Osloer Straße erweitert. Seit 1987 wurde die Linie weitergeführt bis zur heutigen Endstation Wittenau (Reinickendorf). Am 9. November 1989 war die Bösebrücke (umgangssprachlich auch Bornholmer Brücke genannt) am S-Bahnhof Bornholmer Straße der Schauplatz für die Wende. An dieser Grenzübergangsstelle zum damaligen Stadtbezirk Prenzlauer Berg wurde in der Nacht des Mauerfalls geöffnet. Seit dem Fall der Mauer nahmen die Besucherströme für Berlin und sein Umland kontinuierlich zu und damit – aufgrund des Knotenpunktes aus U-Bahnhof und umgebauten S-Bahnhof sowie des Fernbahnhofs Gesundbrunnen – die Verkehrsbeziehungen aus und nach Gesundbrunnen. Zu einem Kristallisationspunkt des Quartiers entwickelte sich als Einkaufszentrum das 1997 eröffnete Gesundbrunnen-Center.
Im Gebiet des heutigen Gesundbrunnen waren bis in die 1980er Jahre hinein zahlreiche Industriebetriebe ansässig. Am wichtigsten war die AEG, die im Werk Brunnenstraße die vier Fertigungsstätten Bahnfabrik, Großgerätefabrik, Kleinmotorenfabrik und Stromrichterfabrik betrieb. Das Eingangstor („Beamtentor“) ist erhalten. Daneben gab es das AEG-Apparatewerk Ackerstraße, das 1939–1941 von Telefunken gebaute „Gerätewerk" Schwedenstraße und die Gebäude der Hydrawerk AG an der angrenzenden Tromsöer bzw. Drontheimer Straße - beides AEG-Tochtergesellschaften. Hinzu kamen die Druckmaschinenfabrik Rotaprint sowie die Berliner Maschinenbau AG (Schwartzkopff).
Heute sind im Ortsteil gravierende soziale Probleme zu konstatieren. Die Verhältnisse sind durch hohe Arbeitslosigkeit (rund 25 %) und durch einen extrem hohen Anteil von unter 15-Jährigen geprägt, die von staatlicher Hilfe (rund 70 %) abhängig sind. Der Sozialatlas Berlin 2010 gibt das bisherige Ranking der Ortsteile (LOR. Lebensweltlich orientierten Stadträume) auf und beschreibt nur noch den „Status Index“ und den „Dynamik Index“. Sprich die Fortentwicklung der bisherigen Ortsteile (LOR. Lebensweltlich orientierten Stadträume). Hierbei zeigt sich, dass alle Ortsteile im Gesundbrunnen keine sozialen Aufstieg zu verzeichen hatten. Hier sind alle vorher genannten Ortsteile mit dem Status „sehr niedriger“ Entwicklung gekennzeichnet worden.[3] Wenn sich heute noch Gruppen von Jugendlichen in Gesundbrunnen und Wedding mit der Zahl „65“ mit Graffiti an Häuserwänden verewigen oder diese Zahl als Erkennungszeichen auf ihrer Kleidung tragen, ist dies ein Zeichen der örtlichen Herkunft. Die Kennzeichnung von Jugendgruppen mit diesen Zahlen gibt es wahrnehmbar nur in Wedding/Gesundbrunnen mit der Zahl „65“ und in Kreuzberg mit der „36“. Diese Zahlen beziehen sich auf die ab dem Jahr 1862 verwendeten alten Berliner Postbezirke: „N [= Nord] 65“ war die Bezeichnung des „Bestell“-Postamtes für das Gebiet um die Weddinger Schulstraße. Einwohner
Bedeutende
Gebäude St.-Pauls-Kirche
Rotaprint-Fabrik
Stephanuskirche
Peter-Behrens-Halle
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