Vermutungen
zufolge soll das Berliner Wappentier, der Bär, auf Albrecht I. „der
Bär“, Eroberer und Begründer der Mark Brandenburg zurückzuführen
sein. Diese Theorie vermag jedoch nicht das mittelhochdeutsche Diminutivsuffix
-lein / -lin zu erklären, was den Städtenamen „kleiner
Bär“ bedeutete. Es steht fest, dass der Berliner Bär ununterbrochen
seit 1280 im Siegel oder Wappen erscheint. Genaue Angaben wurden aber
damals nicht aufgeschrieben oder sind verloren gegangen, und daher ist
die Rückführung des Namens auf das Tier bzw. auf Albrecht den
Bären fraglich; die herrschende Meinung in der Forschung geht von
einem slawischen Ursprung aus.
Der
Naturforscher Dr. Theodor Zell hat 1921 in seinem Buch "Geheimpfade
der Natur" behauptet, dass genau an den Stellen, an denen Cölln
und Berlin an den Armen der Spree entstanden, ein großer Wildwechselort
an der Furt lag. Zell glaubte also, dass das Tier, der Bär, ausschlaggebend
für den Namen war. Da Zell jedoch Biologe und nicht Historiker war,
gilt seine kaum bekannte, weil deutlich veraltete These als ein klassisches
Beispiel von Volksetymologie.
Eine
weitere Erklärung betrifft den etymologischen Stamm des indoeuropäischen
Wortes „w(e)rn /w(e)rl“ der in vielen anderen europäischen
Städtenamen auftritt (etwa Verona, Bern, etc.) und „sumpfiges
Gelände“ bedeutet; nahe der Erdoberfläche liegender Grundwasserspiegel.
Somit wäre die Benennung nach dem Tier oder Albrecht dem Bären
eine sekundäre, volksetymologische Erscheinung. Will man weiter nach
indogermanischen, indoeuropäischen Wortwurzeln suchen, kommt man
auf bher-os, was ebenfalls 'Bär', 'braun' bedeutet und auch Sprachwurzel
für 'Biber' ist, also gleichbedeutend mit Wasser, Flussufer, „sumpfiges
Gelände“. Die derzeit herrschende Meinung der Mittelalterforscher
führt den Stadtnamen auf die slawische Silbe berl (Sumpf) zurück.
Das zweitältestes Siegel Berlins von 1280. Das erste nachgewiesene
Siegel mit Bären stammt vom 22. März 1280. Es befindet sich
auf einem Gildebrief der Berliner Kürschner und stellt zwei gepanzerte
Bären als Schildhalter dar, die mit erhobener Tatze voneinander abgewendet
sind und sich dennoch rücklings anblicken. Das Siegel trägt
die Inschrift „Sigillum burgensium de berlin sum“ („ich
bin das Siegel der Bürger von Berlin“). Die erhobene Tatze
soll hier bereits die Selbständigkeit Berlins symbolisieren. Allerdings
herrscht im Siegel an zentraler Position noch der Brandenburger Adler.
Die
Herrschaft des Brandenburger Adlers beziehungsweise die Koexistenz mit
ihm zieht sich noch bis ins 19. Jahrhundert. Ein Siegel von 1338 mit der
Inschrift „S[igillum] Sekretum Civitatis Berlin“ („Geheimsiegel
der Stadt Berlin“) zeigt den Berliner Bären bezwungen durch
ein Halsband mit wehendem Adlerschild, ein anderes von 1460 zeigt ihn
mit aufreitendem Adler. Die letztere Siegelvariante wird als Unterwerfung
Berlins nach dem „Berliner Unwillen“ aus den Jahren 1447/1448
durch Friedrich II. Eisenzahn gewertet. Dieses Siegel wurde bis um 1700
mit der Inschrift „sigillum civitats antiqui berlin“ („Das
Siegel der alten Stadt Berlin“) verwendet.
Mit
der Gründung der Residenzstadt Berlin am 17. Januar 1709 wurde der
Bär noch als gebändigter Bär mit Halsband unter der Herrschaft
des Preußischen und des Brandenburger Adlers dargestellt. Im Jahre
1839 hat sich die Vorherrschaft des immer noch gebändigten Bären
gegenüber den Adlern bereits durchgesetzt und im Jahre 1875 zeigt
das Berliner Wappen bereits einen wilden ungebändigten Bären
mit zotteligem Fell und ohne Halsband.
Nach
der Eingemeindung diverser ehemals selbständiger Berliner Randgemeinden
im Jahre 1920 zu Groß-Berlin wurde im Jahre 1935 der Berliner Bär
zum alleinigen Wappentier. Seitdem wird er aufrechtgehend und krallenbewehrt
dargestellt.
Der
Berliner Bärenzwinger
Als lebende
Wappentiere wurden vier Bären am 17. August 1939 an das Märkischen
Museum in Berlin-Mitte übergeben, wo sie im nahen Köllnischen
Park in einem Bärenzwinger lebten. Der Platz an der Spree wurde wegen
seiner Nähe zur Fischerinsel und dem Nikolaiviertel gewählt,
die als Wiege der Doppelstadt Berlin-Cölln gelten. Die Unterbringung
der Bären erfolgte in einem Zwinger, vorher ein Strassenreinigungsgebäude
von Hoffmann, der aus einem beheizbaren Backsteinbau besteht und nach
zwei Seiten Auslauf bietet. Um die Anlage wurde ein Wassergraben gezogen.
Der Zugang zum Haus ist durch einen Seiteneingang möglich, über
dessen Tür ein durch den Bildhauer Ludwig Isenbeck angefertigtes
damals geltendes Berliner Wappen angebracht ist. Zur Einweihung im Jahre
1939 zogen vier Bären in den Zwinger: ein von der BZ am Mittag gestifteter
Bär, einer vom Zoologischen Garten Berlin und zwei Bären aus
Bern.
der
Bär Urs (1939-1945) mit seinen drei Frauen Lotte, Jule und Vreni,
wobei sowohl Urs als auch alle Bärinnen bis auf Lotte im Krieg umkamen.
Lotte wurde 1945 in den Berliner Zoo gebracht, sie starb 1971.
Nante (1949-1979) und Jette, waren bei der Wiedereröffnung des Zwingers
am 29. November 1949 die ersten Bären und wurden weltbekannt. In
dieser Zeit gebar Jette 33 Junge. Nante starb 1981 und Jette 1984.
Taps (1981-1990) und Schnute als Nachfolger von Nante und Jette bekamen
im Jahre 1986 ihren ersten Nachwuchs namens Maxi, die weiterhin im Zwinger
bei der Bärenfamilie blieb.
Tilo (1990-2007): Nachdem Taps 1990 gestorben war, leistete Tilo aus dem
Bischofswerdaer Zoo Schnute und Maxi Gesellschaft. 1994 gebar Schnute
drei Bärenjunge und Maxi zwei. Da der Bärenzwinger jedoch nur
Platz für drei Bären bietet, wurden die fünf Bärenkinder
des Jahres 1994 abgegeben: drei von ihnen gingen an den Zoo von Buenos
Aires und zwei nach Carbaceno in Spanien. Tilo musste 2007 wegen schwerer
Krankheit eingeschläfert werden.
Jährlich am 22. März wird in Berlin der Tag des Berliner Bären
begangen. Das älteste Stadtsiegel der Kürschnergilde mit der
Abbildung von zwei Bären stammt aus dem Jahre 1280.