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Stadt-, Ring- und Vorortbahnen
Die Geschichte der Eisenbahn in Berlin und die Entstehungsgeschichte der Berliner S-Bahn sind eng miteinander verbunden und reichen bis zum 29. Oktober 1838 zurück. An diesem Tage nahm die Berlin-Potsdamer Eisenbahngesellschaft ihren Betrieb auf der Gesamtstrecke zwischen Berlin und Potsdam auf).

In den vierziger Jahren und dann nochmals in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden die großen von Berlin ausgehenden Eisenbahnstrecken gebaut. Für den innerstädtischen Verkehr war der Bau der Neuen Verbindungsbahn, der späteren Ringbahn (1871-77) und der Bau der Stadtbahn (1882) von großer Wichtigkeit.

Wegen des immer stärker werdenden Stadt-, Ring- und Vorortverkehrs wurde bereits 1891 ein besonderer Tarif für diesen Verkehr geschaffen.
Drei Jahre später umfaßte das Netz der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen bereits 412 km Strecken und 114 Bahnhöfe. Werktags fuhren 1142 Züge.


Der rasch ansteigende Verkehr führte schon sehr früh zu Elektrifizierungsplänen. Von 1900 bis 1902 lief zwischen dem Wannseebahnhof in Berlin und Zehlendorf Mitte ein von Siemens & Halske eingerichteter Versuchsbetrieb mit einem 10-Wagen-Zug aus Abteilwagen dessen zwei Endwagen mit einer elektrischen Antriebsausrüstung für 750-Volt-Gleichstrom (Stromschiene) versehen waren, doch konnte der elektrische Betrieb wegen zu schwacher Antriebsleistung und zu wenigen angetriebenen Achsen seine spezifischen Vorteile gegenüber dem Dampfbetrieb nicht zur Geltung bringen.

Im Jahre 1903 wurde die Strecke Berlin Potsdamer Ringbahnhof - Lichterfelde Ost durch die UEG (die spätere AEG) auf 550-Volt-Gleichstrom (Stromschiene) umgerüstet. Dieser erfolgreiche Versuch wurde 1929 auf 800-Volt-Gleichstrom und die heutigen S-Bahn-Züge umgestellt.

1913 entschied sich der preußische Landtag für eine Elektrifizierung der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahn. Zunächst war an einen Oberleitungsbetrieb gedacht; Wirtschaftlichkeitsberechnungen gaben aber 1921 den Ausschlag für einen Betrieb mit seitlicher Stromschiene.

Am 8. August 1924 wurde der elektrische Betrieb auf der Strecke Stettiner Bf. - Bernau aufgenommen. Dies war die eigentliche Geburtsstunde der Berliner S-Bahn, obwohl die Bezeichnung »S-Bahn« erst ab 1930 üblich wurde. Die Elektrifizierungsdaten der einzelnen Strecken können der Tabelle und der Karte entnommen werden.

Zunächst kamen 6 verschiedene Probezüge und die in Anlehnung daran gelieferten 17 Halbzüge der späteren Baureihe 169 zum Einsatz.

In den Jahren 1928/29 wurde während der »Großen Elektrisierung« fast das gesamte Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnnetz elektrifiziert. Bis 1931 wurden von der späteren Baureihe 165, dem Standardtyp der S-Bahn, insgesamt 638 Trieb-, 465 Steuer- und 173 Beiwagen beschafft.

1933 wurde als Abschluß der Elektrifizierung die Wannseebahn auf elektrischen Betrieb umgestellt. Im selben Jahr begannen die Bauarbeiten für die Nord-Süd-S-Bahn, die bis 1939 andauerten.

Die Olympischen Spiele im Sommer l936 verlangten von der S-Bahn Höchstleistungen, die in grandioser Weise erfüllt wurden.

Während des Zweiten Weltkrieges, in den Jahren 1940 und 1943, wurden nochmals zwei kurze Streckenabschnitte elektrifiziert.

Dann kam der große Zusammenbruch. Am 25. April 1945 fuhr der letzte S-Bahn-Zug im Südwesten der Stadt.

Trotz riesiger Kriegszerstörungen, Materialmangeis, Demontage durch die sowjetische Besatzungsmacht und fehlender Transportmittel verkehrte bereits am 6. Juni 1945 wieder der erste elektrische S-Bahn-Zug zwischen Wannsee und Schöneberg. In einer großartigen Leistung wurde die Berliner S-Bahn bis Mitte 1946 fast vollständig wieder hergestellt.

Bereits 1947 konnte die erste Strecke nach dem Kriege neu elektrifiziert werden (Mahlsdorf - Hoppegarten). In den fünfziger Jahren wurden weitere Strecken auf elektrischen Betrieb umgestellt.
Die S-Bahn hatte sich wieder zu einem Schnellverkehrsmittel entwickelt und beförderte jährlich 420 Millionen Fahrgäste; dies war etwa ein Drittel des gesamten öffentlichen Personennahverkehrs in Berlin.

Dann kam der große Einschnitt. In der Nacht vom 12. zum 13. August 1961 wurden die Grenzen nach West-Berlin abgeriegelt und neben dem U-Bahn- auch der S-Bahn-Verkehr unterbrochen. Übrig blieb ein kleines westliches und ein großes östliches Teilnetz. Im folgenden wird nur noch das Westnetz behandelt.

Nach dem Bau der Mauer wurde - besonders von den Gewerkschaften - zu einem Boykott der S-Bahn aufgerufen, der von dem überwiegenden Teil der Bevölkerung befolgt wurde. Die Fahrgastzahlen der S-Bahn in West-Berlin sanken über Nacht fast auf Null, während es vor 1961 täglich rund 500.000 Beförderungsfälle gewesen waren. Anfang der siebziger Jahre bröckelte der Boykott langsam ab.

Steigende Aufwendungen der Deutschen Reichsbahn für den S-Bahnbetrieb in West-Berlin und gleichzeitig geringe Fahrgastzahlen - nur noch 70.000 Beförderungsfälle täglich im Jahre 1979- veranlaßten die Deutsche Reichsbahn, dem Senat von Berlin die S-Bahn zur Pacht anzubieten. Dieses mehrfach vorgetragene Ansinnen wurde jedesmal mit Hinweis auf den seit 1945 bestehenden Status, demzufolge die DR nur Betriebsrechte besitzt und nicht Eigentümer des Eisenbahnvermögens ist, und auf die dafür zuständigen Alliierten abgewiesen.

Aufgrund einer ersten von der Deutschen Reichsbahn vorgenommenen Kündigungsaktion gegen in West-Berlin ansässige Beschäftigte sowie von Gerüchten über Betriebseinschränkungen und weiteren Kündigungen kam es am 17. September 1980 zum dritten Eisenbahnerstreik in West-Berlin seit 1945.
Nach spektakulären zehn Streiktagen mußten die Eisenbahner aufgeben. Viele wurden wegen ihrer Beteiligung fristlos gekündigt, andere kehrten freiwillig nicht an ihren Arbeitsplatz zurück. Mit Wirkung vom 28. September 1980 nahm die Deutsche Reichsbahn einen stark eingeschränkten
S-Bahnverkehr wieder auf. Es handelte sich um die Linien:

  • Frohnau - Friedrichstraße - Lichtenrade (Zuggruppe N I);
  • Heiligensee - Friedrichstraße - Lichterfelde-Süd (Zuggruppe N II)
  • und Friedrichstraße - Charlottenburg - Wannsee (Zuggruppe S I)

mit einer Streckenlänge von insgesamt 72,6 km (vorher 145 km Länge). Der abendliche Betriebsschluß wurde auf 21 Uhr vorverlegt. Nur der Abschnitt Friedrichstraße - Charlottenburg wurde wegen des Grenzüberganges im Bahnhof Friedrichstraße bis gegen 2.00 Uhr früh betrieben. Alle anderen Strecken blieben vorläufig außer Betrieb.

Durch den Streik wurde die Diskussion um den Status der S-Bahn und um ihre mögliche Funktion für den Westteil Berlins nachhaltig belebt.
Im Laufe des Jahres 1983 - nun fuhren nur noch 8000-10 000 Menschen täglich mit der S-Bahn. Es begannen erste Sondierungen dieses Problems auf hoher politischer Ebene, und im Oktober desselben Jahres kam es zu ersten konkreten Verhandlungen.

Nach einer für derartige hochpolitische Vorgänge ungewöhnlich kurzen Zeit wurde am 30. Dezember 1983 nach entsprechender Zustimmung seitens derAlliierten die Vereinbarung zwischen dem Senat von Berlin und der Deutschen Reichsbahn über die S-Bahn unterzeichnet.

Die Deutsche Reichsbahn - Reichsbahndirektion Berlin - wird den Betrieb der S-Bahn in Berlin (West) am 9. Januar1984, 3.00 Uhr, einstellen. Die Betriebsdurchführung der S-Bahn einschließlich Unterhaltung, Verkehrssicherung oder Nutzung aller S-Bahnstrecken nebst den dazugehörigen Anlagen, Einrichtungen und Betriebsmitteln wird vom gleichen Zeitpunkt an von einer vom Senat zu bestimmenden Stelle aus Berlin (West) wahrgenommen.

Der Senat von Berlin beauftragte mit Zustimmung der drei Westalliierten die BVG mit der Betriebsführung.

Nach der Wiedervereinigung im Jahre 1989 wurden die alten S-Bahnstrecken schrittweise wieder in Betrieb genommen. Die Verwaltung der S-Bahn wurde übernommen durch eine durch den Senat geförderte neue Gesellschaft (S-Bahn Berlin GmbH).
2002 wurde der Ring der Berliner S-Bahn fertiggestellt, was erhebliche Kosten verursacht hatte, da durch die Regierung der DDR viele Brücken und Gleisanlagen zerstört und teilweise gesprengt wurden.

 

S-Bahn-Elektrifizierung (bis 1961)
Strecke Datum Km
Potsdamer Ringbf. - Lichterfelde Ost 04.06.1903
9,32
Stettiner Vorortbf. - Bernau 08.08.1924
22,73
Bornholmer Str. - Birkenwerder 05.06.1925
18,23
Birkenwerder - Oranienburg 04.10.1925
58,01
Schönholz-Reinickendorf - Velten 16.03.1927
21,16
Charlottenburg - Schlesischer Bf. 11.06.1928
11,26
Schlesischer Bf. - Erkner 11.06.1928
24,18
Charlottenburg - Wannsee - Potsdam 11.06.1928
21,71
Wannsee - Stahnsdorf 10.07.1928
4,24
Ausstellung - Spandau West 23.08.1928
9,50
Charlottenburg — Halensee — Neukölln 06.11.1928
13,66
Neukölln — Köllnische Heide — Grünau 06.11.1928
11,84
Neukölln — Treptow — Stralau-Rummelsburg 06.11.1928
5,21
Schlesischer Bf. — Kaulsdorf 06.11.1928
11,07
Niederschöneweide-Johannisthal — Spindlersfeld 01.02.1929
4,05
Charlottenburg — Nordring — Baumschulen-Weg 01.02.1929
25,77
Nordring — Stralau-Rummelsburg (Stadtbahn) 01.02.1929
0,64
Potsdamer Ringbf. — Kolonnenstr. (-Papestraße) 18.04.1929
3,39
Kolonnenstr. — Ebersstr. 18.04.1929
0,79
Halensee — Westend 18.04.1929
2,72
Jungfernheide — Gartenfeld 18.12.1929
4,46
Kaulsdorf — Mahlsdorf 15.12.1930
1,59
Potsdamer Fernbf. — Zehlendorf Mitte 15.05.1933
12,06
Wannseebf. — Zehlendorf Mitte — Wannsee 15.05.1933
18,61
Humboldthain — Unter den Linden 28.07.1936
3,38
Unter den Linden — Potsdamer Platz 15.04.1939
0,96
Priesterweg — Mahlow 15.05.1939
11,77
Potsdamer Pl. — Anhalter Bf. — Großgörschenstr. 09.10.1939
4,22
Anhalter Bf. — Yorckstr. 06.11.1939
1,24
Mahlow — Rangsdorf 06.10.1940
7,47
Lichterfelde Ost — Lichterfelde Süd 09.08.1943
2,55
Humboldthain — Stettiner Fernbf. 19.07.1945
1,20
Mahlsdorf — Hoppegarten 07.03.1947
4,29
Zehlendorf — Düppel 15.06.1948
2,51
Hoppegarten — Fredersdorf 01.09.1948
6,10
Fredersdorf — Strausberg 31.10.1948
4,93
Grünau — Königs Wusterhausen 30.04.1951
14,08
Lichterfelde Süd — Teltow 07.07.1951
2,60
Spandau West — Staaken 03.08.1951
3,47
Spandau West— Falkensee 14.08.1951
7,59
Jungfernheide — Siemensstadt — Spandau 28.8.1951
6,17
Schönhauser Allee — Pankow-Schönhausen 25.12.1952 3,00
Strausberg — Strausberg Nord 03.06.1956 8,98


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